Totenmesse voller Hoffnung
Mit Gefühl für Dramatik interpretierte der Cantate Konzertchor «Ein deutsches Requiem» von Johannes Brahms.
Beim Lesen des Programms des Basler Cantate Konzertchors zu seinem Konzert in der Martinskirche Basel mit Johannes Brahms «Ein deutsches Requiem« op. 45 reagierte man anfänglich mit Enttäuschung, führte der Chor das Werk nicht in der Orchesterfassung mit seinem klangmalerischen Reichtum auf, sondern «nur» in der Londoner Fassung für Chor und Klavier zu vier Händen. Die Enttäuschung hielt sich dann allerdings in Grenzen, wurde der Klavierpart von Nadia Carboni und Paul Suits doch so feinfühlig und mit emotionalem Engagement gespielt, dass man zeitweilig den Orchesterklang nicht mehr vermißte.
Zwischen 1861 und 1868 hatte Brahms das Werk komponiert, wobei der Titel «Requiem» nicht ganz Ernst genommen werden darf, handelt es sich dabei nicht um eine streng von der römisch-katholischen Liturgie geprägten, klassischen Totenmesse mit Kyrie, Gloria und Credo, sondern vielmehr um eine assoziative Auseinandersetzung mit der Tragik des Todes unter der Verwendung von freigewählten Worten aus der Bibel gegossen in die Form einer Chorkantate.
Dass dieses Werk mit seiner romantisch anmutenden Gegenüberstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeitshoffnungen, von Trauer und Trost nicht nur bei Brahms Zeitgenossen große Wirkung gehabt hat, ist weiter nicht überraschend, hat das Werk doch bis heute kaum an Eindruckskraft eingebüßt, wie man anläßlich der Konzertes des zirka 80-köpfige Cantate Konzertchor unter der Leitung von Johannes Tolle erfahren konnte. Der Chor vermochte trotz seiner relativen Größe mit erstaunlicher Transparenz in den Stimmen und einer wunderbar wogenden Dynamik in der Stimmführung zu überzeugen. Besonders gut konnte man beispielsweise im 3. Teil hören, dessen Musik über den Psalm 39 mit packender Dramatik interpretiert wurde. Der Solopart des 3. Teils wurde übrigens vom Bariton Thomas J. Mayer sauber intoniert gesungen, wobei allerdings in den tiefen Lagen etwas mehr Druck wünschbar gewesen wäre.
Vom leisen Klangteppich des Chorgesanges begleitet erhob dann noch im 5. Teil der Sopran Tatjana Gazdik mit einem ausgeprägten Vibrato seine kraftvoll-helle Stimme. Dynamisch und ausdrucksstark sang anschließen der Cantate Konzertchor den 6. Teil, dem dramatischen Höhepunkt des Requiems, wo die Überwindung des Todes durch die Auferstehung beschworen wird, um endlich zart und versöhnlich mit dem 7. Teil, dem Epilog abzuschließen.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung am 25. Oktober 2006