Pianomarathon
Mit einem umfangreichen Klavierrezital eröffnete der Verein Oberwiler Musikfreunde die neue Saison.
Anläßlich eines «Pianomarathons», das von der Vereinigung der Oberwiler Musikfreunde in der Reformierten Kirche Oberwil durchgeführt wurde, bewiesen die sechs geladenen jungen Pianistinnen und Pianisten bei der Auswahl ihrer Stücke eine erstaunliche Reife. Die ansonsten meistens bei solchen Anlässen auftauchenden Namen wie Haydn, Mozart oder Beethoven suchte man vergebens auf dem Programm. Von Robert Schumann war die Sonate g-Moll op. 22 zu hören, von Fréderic Chopin die 24 Préludes op. 28 und von Franz Liszt wurde dessen Sonate h-Moll vom aus der Ukraine stammenden Pianisten Andriy Dragan mit verblüffender technischer Brillanz interpretiert.
Interessanter waren da zwei Stücke aus Olivier Messiaens «20 regard sur l’enfant Jésus» für Klavier, deren impressionistische Grundstimmung von Reto Reichenbach recht ordentlich getroffen wurde. Die anschließend vom selben Interpreten gespielte «Prélude, Choral et Fugue» von César Frank mutete allerdings etwas zu nüchtern interpretiert an.
Die von der Pianistin Christiana Brandner interpretierten Mazurken von Alexander Skrjabin wirkten zu Beginn noch etwas holperig, die darauffolgende Sonate-Fantasie gis-Moll op. 19 desselben Komponisten dagegen war technisch bestechend gespielt und bildete einen interpretatorischer Hörgenuß.
Und die Pianistin Giulietta Koch, die in der Region dank verschiedener Konzerte der vergangenen Monate keine Unbekannte mehr ist, hat sich auf Werke der Moderne konzentriert: von Arnold Schönberg spielte sie die Klavierstücke op. 19, von Béla Bartók die «Klänge der Nacht» und von Péter Eötvös «Kosmos». Nicht minder interessant die Wahl des Pianisten Moritz Ernst, der sich für die «Variationen und Doppelfuge über ein Thema von Arnold Schönberg» (1934) des österreichisch-tschechischen Komponisten Viktor Ullmann entschied, der bekanntlich in Auschwitz von den Nazis ermordet wurde.
Den Abschluss dieses abwechslungsreichen Klavierrezitals, das unbedingt bei Gelegenheit wiederholt werden sollte, bildete die Pianistin und Komponistin Galina Vracheva, die mit ihrem Stück «Liederreigen» sowie mit Improvisationen den Abend abrundete.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung