Mit mitreißender Energie
Das Philharmonische Orchester Basel vermochte mit ansprechenden Interpretationen und hohem technischen Niveau zu überzeugen.
Es lässt sich fast nicht verhindern: wenn von einem Amateurorchester gesprochen wird, denkt man fast automatisch, dass es zweitrangig sein müsse. Nun mag dass ja in vielen Fällen zutreffen, beim 1904 gegründeten, gegenwärtig rund 60 Köpfe umfassende Philharmonische Orchester Basel allerdings erweist sich dieser Schluß als Vorurteil. Zugegeben, ein paar der Musiker in Schlüsselfunktionen - der Violinist und Konzertmeister Wim Viersen oder der Trompeter Paul Spörri seien stellvertretend erwähnt - sind Profimusiker, was sich als cleverer Schachzug erweist, halten doch diese Leute an den Scharnierstellen des Orchesters das Ganze zusammen.
Wie gut diese Taktik aufgeht, konnte man anläßlich eines Konzertes des Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Jonathan Brett Harrison im Grossen Saal des Stadtcasinos Basel erfahren. Bereits beim ersten Werk, der Sinfonia di Bologna von Gioacchino Rossini (1792-1868) saß der Einsatz der Hörner in den ersten Takten wie eine Eins, was bei diesem schwer zu spielenden Instrument keine Selbstverständlichkeit ist. Elegant-federnd interpretierte das Orchester dieses kleine Werk, wenn man von ein paar seltenen Schwerfälligkeiten mal absieht. Auch war die Stimmung unter den Violinen noch nicht ganz perfekt, was sich dann aber beim anschließenden Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll KV 491 von Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791) mit Wolfram Lorenzen als Solist wesentlich verbesserte.
Mehr noch als beim vorangegangenen Rossini fiel auf, wie sehr Dirigent Jonathan Brett Harrison auf Transparenz in den Stimmen achtete, ohne dabei ins kalt-analytische zu verfallen, das Emotionale in der Musik zu vernachlässigen. Stimmten der Solist Lorenzen und das Orchester im 1. Satz rhythmisch noch nicht immer ganz präzise überein, war das Zusammenspiel im 2. und 3. Satz hervorragend. Im Besonderen im 2. Satz interpretierte Wolfram Lorenzen seinen Solopart feinfühlig, ohne dabei in den Kitsch abzugleiten.
Nach der Pause dann toppte das Orchester noch seine Leistungen mit der 4. Sinfonie c-Moll von Franz Schubert (1797-1828). Der mit Allegro vivace überschriebene Teil des 1. Satzes spielte das Philharmonische Orchester in der Tat mit einer ansprechenden Lebhaftigkeit, die Spaß machte und den Finalsatz dieser Sinfonie schließlich lud des Orchester mit einer Energie auf, die mitriß.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung