Ein wahrer Ohrenschmaus
Kammermusik vom Besten bot ein gelungenes Konzert in der Reformierten Kirche Oberwil.
Schon der erste, wuchtig in den Kirchenraum geworfene Akkord lies erahnen, dass das folgende, von der Vereinigung der Oberwiler Musikfreunde in der Reformierten Kirche Oberwil organisierte Konzert ein interpretatorischer Leckerbissen werden würde. Und tatsächlich ging es in der gleichen Weise bei der Realisierung der Zehn Variationen über Wenzel Müllers Lied «Ich bin der Schneider Kakadu» op. 121a für Klaviertrio von Ludwig van Beethoven weiter. Wenn man von ein, zwei kleinen Unsicherheiten mal absieht, interpretierten Indira Koch an der Violine, Wolfgang Emanuel Schmidt am Violoncello und Michal Friedlander am Piano dieses Werk mit einem Schneid, der begeisterte.
Dass es beim anschließend gespielten Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier a-Moll op. 114 auf gleich hohem Niveau weiterging, liess schon Karl-Heinz Steffens erahnen, der der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker ist, ein Job, der nur ein Musiker bekommt, der zur obersten Spitzenklasse gehört. Und auch hier wurde man nicht enttäuscht. Nicht nur dass er seinen Klarinettenpart formvollendet mit viel Gefühl spielte, er schien auch seinen Mitmusiker, den Cellist Wolfgang Schmid zu interpretatorische Höheflüge anzustacheln, brachte doch dieser im Adagio sein Cello regelrecht zum singen.
Und wie ausgezeichnet die Pianistin Michal Friedlander zu spielen vermochte, konnte man in Claude Debussys (1862-1918) Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier erfahren. Dieses Werk ist von Debussy eigentlich mit Orchesterbegleitung geschrieben worden, doch die Pianistin vermochte mit ihrer einfühlsamen Interpretation erstaunlich schnell vergessen machen, dass der Solist Karl-Heinz Steffens auf seiner Klarinette ‚nur’ von einem Klavier begleitet wurde.
Ein letzter Höhepunkt dieses Konzertes bildete das Klaviertrio f-Moll op. 65 von AntonÃn Dvorák (1841-1904). Mit einer geglückten Mischung aus wohlüberlegtem Formwillen und emotionalem Engagement verwandelten die drei Interpreten Dvoráks leidenschaftliche Musik in einen wahren Ohrenschmaus. Im Besonderen das Adagio mit seinen ausladenden Melodiebögen geriet ausnehmend gut und das abschließende, mit kerniger Frische konturierte Allegro bildete den krönenden Abschluss dieses gelungenen Konzerts. Dass das Trio keine Zugabe spielte, verzieh man im sehr gerne, hatten doch die Musiker mit ihrem knapp zweistündigen Konzert mehr als genug geleistet.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung