Von Höhepunkt zu Höhepunkt
Jazzfestival Basel 2008/ Der Kameruner E-Bassist Richard Bona und der amerikanische Gitarrencrack Mike Stern elektrisierten im Stadtcasino Basel.
Am Jazzfestival Basel vor einem Jahr vermochte der sichtbar unter Kopfschmerzen leidende Bassist Richard Bona das Konzert nur dank Medikamenten durchstehen. Das Versprechen, das Bona damals abgab, er werde bei nächster Gelegenheit das seiner Meinung nach missglückte Konzert nachholen, konnte er jetzt am Jazzfestival Basel 2008 im Festsaal des Stadtcasinos Basel einlösen. Und in der Tat wirkte der begnadete, 41jährige Bassist im Unterschied zu damals wie ausgetauscht.
In eine Familie von Musikern hineingeboren, wanderte Bona von seiner Heimat Kamerun nach Paris aus, wo sein Talent schnell entdeckt wurde. Bald wurde er auch in den USA zum gesuchten Bassisten, wo er mit nahezu jedem zusammen gespielt hat, der in der amerikanischen Jazzszene Rang und Namen hat.
Warum das so ist, bewies Richard Bona gemeinsam mit seinem Sextett bei seinem Konzert im Stadtcasino Basel, wo er seine wahnsinnige Technik auf dem Bass erneut unter Beweis stellte. Die grosse, 1987 verstorbenen Bass-Legende Jaco Pastorius, die in den 70ern des letzten Jahrhunderts das Spielen auf dem E-Bass revolutionierte, soll ihn einst zum Erlernen des Basses inspiriert haben, sagt Bona und tatsächlich glaubte man besonders bei Bonas unglaublich virtuosen Basssolos, die Anwesenheit von Jacos Geist zu verspüren.
Bona ist aber nicht nur ein begnadeter Bassist, auch seine Gesangskünste sind einzigartig. Jedes Mal, wenn er im Idiom seiner Heimat Kamerun mit seiner warmen Stimme im leisesten Pianissimo zu singen begann, lag sie in der Luft, die von der Kritik so viel beschworene ‚Magie’. Und wenn Richard Bona mit seinem mit phänomenal guten Musikern bestückten Sextett dann so richtig loslegte, gab’s kein Halten mehr, dermassen ging diese Mischung aus Funk, Latin und African Beats in die Beine. In diesen Momenten wünschte man sich die Bestuhlung im Festsaal zum Teufel!
Kaum weniger beeindruckend dann das anschliessende Konzert des Gitarrenheroen Mike Stern, der nach seinen Anfängen bei der legendären Jazzrockformation Bood, Sweat & Tears vor allem dank seiner Teilnahme am Live-Album «We Want Miles» (1982) an der Seite des exzentrischen Jazztrompeters Miles Davis mit seinen dynamischen Gitarrensoli Berühmtheit erlangte.
Nicht von ungefähr also, dass es in Sterns Konzert immer wieder Momente gab, wo man sich in diese grosse Zeit der Jazzfusion zurückversetzt glaubte. Hatte er zu Beginn noch eher im Jazzidiom mit einem kristall-klaren aber dennoch warmen Gitarrenton gestartet, wechselte der Gitarrist später immer häufiger zu einem rauheren, rockigeren Sound. Gemeinsam mit dem kreativ solierenden Tenorsaxophonisten Bob Franceschini und begleitet von einer mit enormem Druck spielenden Rhythmusgruppe mit Dave Weckl an den Drums und Anthony Jackson am Bass trieb Stern mit seinen immer rockiger klingenden Gitarrensoli den elektrisierenden Jazzfunk des Quartetts von Höhepunkt zu Höhepunkt. Dass übrigens Richard Bona bei Sterns Konzert noch einen kurzen Gastauftritt als Sänger hatte, konnte nicht überraschen, hatte doch Bona vor ein paar Jahren auch für Mike Stern mal den Bass gezupft.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung