Tastenkonzert
Babette Mondry, Markus Märkl und Thilo Muster gewährten einen informativen Einblick in die reiche Welt historischer Tasteninstrumente.
Es gibt nur wenige Instrumentenfamilien, die über eine so reiche Variabilität verfügt wie die der Tasteninstrumente. Mit fast unbegrenzter Kreativität sind im Verlaufe der Jahrhunderte eine schier unbegrenzte Zahl unterschiedlichster Instrumente dieser Gattung gebaut worden, die aber in den meisten Fällen wieder im schwarzen Loch des Vergessens verschwunden sind.
Mehr und mehr aber werden diese fantastischen Instrumente dank wissenschaftlich fundierter Nachbauten dem Vergessen wieder entrissen wie man anlässlich eines «Tastenkonzertes» in der Peterskirche erfahren konnte, bei dem die Organistin und Cembalistin Babette Mondry und ihre Mitmusiker Markus Märkl und Thilo Muster neben der kircheneigenen Silbermann-Orgel insgesamt acht Nachbauten von Tasteninstrumente aus rund vier Jahrhunderten präsentierten.
Bereits das Werk, mit dem die drei Musiker das Konzert eröffneten, war eine Überraschung: Johann Sebastian Bachs Orchestersuite D-Dur, BWV 1068 in einer Bearbeitung für eine Truhenorgel und zwei Cembalos. Die ersten Takte klang dieses Arrangement so ungewohnt, dass man fast ein wenig erschrak über dessen Fremdheit. Jedoch auch wenn man zu Beginn die Farbigkeit der originalen Orchesterinstrumentierung vermisste, gewährte diese neue Version dank ihrer luftig-leichten Ausführung und der kreativen Wahl der farbenprächtigen Register auf der Truhenorgel einen komplett neuen Zugang zu diesem bezaubernden Werk.
Besonders interessant dann anschliessend die Vorführung eines sogenannten Organettos, das nach einem Gemälde von Hans Memling aus dem 15. Jahrhundert von Philip Levin nachgebaut worden ist. Bei diesem Instrument handelte es sich um eine Art Miniorgel von der Dimension einer grossen Schuhschachtel, die auf den Schoss gestellt und im Sitzen gespielt wird. Bei der Interpretation des Stücks «Der Winter will hinweichen» aus dem Lochamer Liederbuch entlockte Barbette Mondry dem Instrument Töne von einzigartiger Klarheit und einer erstaunlichen Lautstärke.
Neben der bereits erwähnten Truhenorgel war anschliessend noch ein Regal zu hören, ein mit zwei von Hand betriebenen Blasebalge versehenes Orgelinstrument mit einem schnarrend-farbigen Ton.
Erstaunlich modern dann klang eine Estampie aus dem ältesten bekannten für Tasteninstrumente geschriebenen Codex Robertsbridge des 14. Jahrhunderts, die von Markus Märkl auf der schillernden Silbermann der Peterskirche interpretiert wurden. Nach mehreren Stücken aus dem Fitzwilliam Virginal Book, gespielt auf zwei auch optisch schön gearbeiteten Virginal-Nachbauten, einem auf der Orgel gespielter Psalm von Heinrich Schütz waren noch Werke von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach auf einem sehr feintönigen Clavichord zu hören.
Wie zu Beginn schlossen Babette Mondry, Markus Märkl und Thilo Muster das informative Konzert auf der Truhenorgel und zwei Cembali mit dem prunkvoll gesetzten Variationensatz «La Follia» von Arcangelo Corelli ab.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung