Schweizer Saxophon Colossus
Von der Sängerin Ann Malcolm begleitet und von einem solide spielenden Klaviertrio unterstützt bewies der Tenorsaxophonist Andy Scherrer sein Können.
Seitdem die Saxophonlegende Sonny Rollins 1956 sein als Meilenstein des Jazz geltendes Album «Saxophone Colossus» veröffentlicht hat, wird dieser Titel häufig auch zur Bezeichnung grosser Jazzsaxophonisten verwendet. Auch wenn solche Titel manchmal zu oft eingesetzt zu werden, im Falle des Schweizer Tenorsaxophonisten Andy Scherrer schein die Bezeichnung Saxophone Colossus angebracht zu sein, gibt es doch momentan in der Schweiz vermutlich keinen anderen Saxophonisten, der diesem grossartigen Musiker in puncto Hardbopspiel in der Tradition eines Sonny Rollins oder eines John Coltranes das Wasser reichen kann.
Als Indizienbeweis für diese These sei das von einem grosszügigen Mäzen gesponserte eintrittsfreie Konzert im Pavillon des Basler Schützenmattparks angeführt, wo der 62jährige, aus der Ostschweiz stammende Andy Scherrer, der übrigens ein paar Jahre am Konservatorium Basel bei Iwan Roth Saxophon studiert hat, zusammen mit der Sängerin Ann Malcolm, dem aus Lausanne stammenden Pianisten Colin Vallon, dem Westschweizer Bassisten Patrice Moret und dem in Deutschland lebenden Drummer Dejan Terzic ein mehr als zweistündiges Programm hinlegte.
Bereits beim lebhaften Dizzy Gillespie-Klassiker «Woody ‚n’ you» und mehr noch beim folgenden «Bebbi», ein Stück, das der seit 20 Jahren in Basel lebende und wirkende südafrikanische Drummer Makaya Ntshoko geschrieben hat, stellte Scherrer seine Improvisationskünste unter Beweis. Grossartig, wie der Saxophonist eine gelungene Mischung zwischen eher der Melodie verpflichteten kantablen Passagen und der flinken Fingertechnik verschriebenen Abschnitten fand, wobei er gerade bei den fingertechnisch schnellen Partien mit seiner natürlichen Nonchalance zu überzeugen vermochte, mit der er die kniffligsten Riffs und Licks spielte; keinen Moment wirkte sein Spiel technisch-kalt heruntergespielt wie das bei vielen anderen Saxophonisten der Fall ist.
Beim anschliessend zu hörenden Chic Corea-Stück «Highwire» stiess dann die in Basel lebende und an der Jazzschule unterrichtende amerikanische Sängerin Ann Malcolm zur Band. Leider kämpfte die Sängerin dann in den anschliessend gespielten Stücken etwas mit der Intonation, was sich allerdings schlagartig besserte, nachdem in der Pause von einem Techniker der Bühnensound für die Sängerin besser eingestellt worden war.
Besonders zu überzeugen vermochte die Band aber bei den Balladen wie beispielsweise dem wohl meistgespielten Klassiker «Body and Soul» oder die Filmmusik zum letzten Tango in Paris, wo Andy Scherrer das Publikum mit seinem sensiblen Spiel einzunehmen vermochte, klug unterstützt vom Pianist Colin Vallon mit seinen harmonisch raffiniert ausgestalteten Klangflächen.
Last but not least sei noch die Rhythmusgruppe mit dem bewährten Kontrabassisten Patrice Moret und dem 28 Jahre jungen Drummer Dejan Terzic erwähnt, die während dem ganzen Konzert ein solides Fundament für die Solisten legte. Gebührend mit dem Thelonious Monk-Stück «Evidence» schloss das Quintett sein vom Wetterglück begünstigte Konzert vor dem Pavillon im Basler Schützenmattpark.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung