Kreatives Feuer
Das Jürg Wickihalder Overseas Quartet überzeugte mit seinen abwechslungsreich ausgestalteten Kompositionen und Improvisationen.
«Furioso» hat das Jürg Wickihalder Overseas Quartet seine neuste CD getauft, die die Band mit einem stimmigen Konzert in der Kulturscheune Liestal präsentierte. Und in der Tat gab es da immer wieder Momente, die das Prädikat furioso absolut verdienten wie beispielsweise das Stück «Square» mit seinem eigenwilligen Thema und seiner deftigen Begleitung durch die Rhythmussektion oder der Titel «Warm up Party» mit seinem treibenden, an den Swing der 30er- und 40er-Jahre erinnernden Drive, der allerdings durch die relativ freie Themengestaltung erfrischend kontrastiert wurde. Neben Tangoklängen glaubte man gelegentlich sogar Anleihen bei der heimatlichen Volksmusik zu hören und dass die Band neben einem Stück des stilbildenden Altsaxophonisten Ornett Coleman auch eine Hommage an den wirkungsmächtigen Sopransaxophonisten Steve Lazy spielte, konnte nicht überraschen, war doch der musikalische Einfluss dieser Jazzgrössen auf die Musik des Quartetts unüberhörbar.
Nicht ganz Unschuldig am speziellen Sound des Overseas Quartet dürfte die unkonventionelle Besetzung der Band mit zwei Blasinstrumenten, Kontrabass und Schlagzeug gewesen sein. Ähnlich wie Gerry Mulligan in den 50ern verzichtet das Quartett auf ein Harmonieinstrument wie Piano oder Gitarre, was es den beiden Bläsern Jürg Wickihalder am Sopran- und Altsaxophon und dem Italiener Achille Succi am Altsaxophon und der Bassklarinette ermöglichte, ihre Soli melodisch und harmonisch freier auszugestalten. Zeichneten sich die Improvisationen von Achille Succi vorwiegend durch technische Raffinesse aus, überzeugte Jürg Wickihalter in seinen Soli vor allem durch seinen verblüffenden Reichtum an rhythmisch clever durchgestalteten Riffs und Sequenzen, die er gelegentlich auf geistreiche Weise mit schrägen Mehrklängen oder skurrilen Anblastechniken aufbrach.
Für die Rhythmusgruppe des Quartetts waren zwei Brüder zuständig: der aus New York stammenden Kevin Zubek an den Drums, dessen Spiel sich durch eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an die verspielten Kompositionen von Jürg Wickihalder auszeichnete, sowie der mit zupackendem Ton agierende Kanadier Mark Zubek am Bass, der sich über ein schepperndes Megaphon auch noch als wundervoll durchgeknallter Sänger erwies, bei dem sogar eine Tom Waits eine Scheibe hätte abschneiden können.
Einziger Wehrmutstropfen an diesem Abend: nur zirka 15 Nasen hatten zu diesem Konzert den Weg in die Kulturscheune gefunden; diese hervorragenden Band hätte wahrhaft ein grösseres Publikum verdient!
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung