Die schönsten Opernchöre
Chor und Orchester der Warschauer Sinfoniker interpretierten gemeinsam mit Solisten populäre Arien und Chöre aus über 165 Jahre Operngeschichte.
Wiederholt hatte sich Maestro Giuseppe Verdi darüber beklagt, wie seine Opern in den Provinztheatern Italiens verunstaltet würden. Die Frage allerdings, wie er über das Konzert des Chors und des Orchesters der Warschauer Sinfoniker unter der Leitung von Wojciech Rodek im Stadtcasino Basel, das unter dem prätentiösen Motto «Die schönsten Opernchöre der Welt» stand, geurteilt hätte, darüber kann man nur spekulieren.
Möglicherweise wäre der Maestro mit der Darbietung des Chores nicht unzufrieden gewesen. Beim 30-köpfigen Orchester allerdings hätte er vermutlich Vorbehalte angemeldet, waren doch gerade in der Ouvertüre zu seiner Oper «Vespri siciliani» und im anschliessenden Chorstück «Devicy, krasavicy» aus «Eugen Onegin» von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky hässliche Intonationsprobleme vor allem bei den Streichern zu hören, die ihn sicher gestört hätten. Die schmissig gespielte Ouvertüre zu Georges Bizets «Carmen» am Anfang des Konzertes allerdings hätte ihm wo möglich gefallen.
Wie erwähnt schnitt da der Chor besser ab, der abgesehen von ein paar verwackelten Einsätzen in den Chören von Verdis «La Traviata» oder dem etwas konzeptlos wirkenden Schmugglerchor aus Georges Bizets «Carmen» seine Partien präzise und mit Verve interpretierte. Unterschiedlich wiederum die Leistungen der Solisten an diesem Abend: Mit warmer, ausdrucksstarker Stimme, wenn auch manchmal etwas zu sehr im Pianobereich sang der Sopran Monika Michaliszyn die Arie «Je veux vivre» aus der Oper «Romeo et Juliette» von Charles Gounod sowie das schmissige «Mercè, dilette amiche» aus Verdis «Vespri siciliani». Der Mezzosopran Jadwiga Postrozna wiederum wagte sich an Carmens berühmte Habanera-Arie «L’amour est un oiseau rebelle» aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet heran, eine Partie, die allerdings nicht so recht zu ihrer etwas dünnen, kühlen Stimme passen wollte, verlangt doch diese Rolle eher das energisch-kraftvolle Organ einer zwiespältigen, letztlich aber um ihre Selbstbestimmung kämpfenden Frau. Der Tenor Paras Ivaniv schliesslich interpretierte nicht ohne Witz Verdis unsterblicher Ohrwurm «La donna è mobile», dessen hoher Schlusston allerdings den begrenzten Stimmambitus des Tenors überstieg, so dass er ihn verwackelt mit der ungeübten Kopfstimme singen musste. Der gelegentlich noch mitsingende unbekannte Bass letztlich intonierte und artikulierte dermassen unsauber, dass es vielleicht besser war, seinen Namen nicht im begleitenden Hochglanzprogrammheft zu erwähnen.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung