Ein überzeugender Einstand
Obwohl man beim Eröffnungskonzert des Blues Festival Basel 2009 nur wenig klassischen Blues zu hören bekam, vermochten Sängerin Lisa Doby und Gitarrist Ian Parker voll zu überzeugen.
Ein paar Leute aus dem Show Business hätten ihn mal dazu überredet, keine depressiven Songs mehr zu schreiben, berichtete der begnadeten Gitarrist Ian Parker anlässlich des Eröffnungskonzerts des 10. Blues Festivals Basel im Grand Casino Basel. Darauf hätte er angestrengt versucht, ein Happy Boy zu sein und Happy Songs zu schreiben, erzählte das Gitarrentalent aus dem Englischen Birmingham weiter, was ihm allerdings gänzlich misslungen sei, worauf er sofort wieder ein paar depressive Songs geschrieben habe.
Nun, gar so deprimierend, wie diese Worte vermuten lassen, ist es an diesem Abend dann doch nicht geworden. Dafür sorgte schon die US-Sängerin Lisa Doby mit ihrer vierköpfigen Band, die das Konzert, das unter dem Motto «Blues & Rock» stand, eröffnete. Zwar rätselte man praktisch während des ganzen Auftritts der begabten jungen Sängerin, warum sie an das Blues Festival eingeladen worden war, bekam man doch fast bis ans Ende ihres Auftritts keinen einzigen Song zu hören, der klar als Blues erkennbar war. Dennoch vermochte Lisa Doby, die übrigens ihre Karriere als Backup Sängerin bei Patricia Kaas gestartet hat, mit ihrer starken Bühnenpräsenz und ihrer warmen, leicht rauchigen Stimme zu überzeugen. Ruhige, fast unplugged wirkende Rocksongs mit einem starken Souleinschlag dominierten zu Beginn ihr Programm. Dabei bekam man erstaunlich klug arrangierte Klangbilder zu hören wie beispielsweise der Song «Time» von ihrer CD «Free to Be», in dem sensibel die flüchtig zerrinnende Zeit mit dem Picking der Gitarre und den Obertönen des E-Basses dargestellt wurde.
Im weitern Verlauf des Konzerts dann dominierten immer mehr knackigen Funkrhythmen wie im legendären John Fogerty-Hit «Proud Mary» oder im ungemein reizvoll arrangierten Lennon/McCartney-Klassiker «Eleanor Rigby». Den absoluten Höhepunkt aber bot Lisa Doby mit ihrer ersten Zugabe, dem Aretha Franklin-Song «Dr. Feelgood (Love Is A Serious Business)», wo der Blues dann doch noch voll zu seinem Recht kam und die Sängerin die ganze soulige Ausdruckskraft ihrer Stimme grossartig unter Beweis stellen konnte.
Mehr als nur Spurenelement von Blues waren wiederholt in den Songs des anschliessend auftretenden Britischen Gitarristen Ian Parker mit seinen drei Begleitmusikern zu hören. Clever konstruierte Songs meist im klassischen Strophe-Refrain-Schema wie «Winding River» oder «In The Morning» mit kernig gespielten, unkomplizierten Bassriffs von Steve Amadeo und klaren Drumbeats von Wayne Proctor überlagert von akzentuiert groovenden Chords des Keyboarders Morg’ Morgan bildeten das Geheimnis seiner gut durchhörbaren Musik. Vorwiegend Songs von seiner letzten live eingespielten CD «The Official Bootleg» und dem vorgängigen Album «Where I Belong» bekam man da zu hören. Die unverkennbaren Einflüsse des Blues aber kamen vor allem in Songs wie «Take My Hand», «People Come, People go», «Love So Cold» und natürlich in den Klassikern von Blind Willie Johnson (1902-1945) wie beispielweise «The Soul Of A Man» zur Geltung; und natürlich in den phantastischen, vom Blues regelrecht durchtränkten virtuosen Gitarrensoli von Ian Parker himself.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung