Irrungen und Wirrungen
Der Schauspieler Wolfram Berger und das Bläserensemble Passion des Cuivres präsentierten eine gelungene Mischung von Literatur und Musik.
«Wenn ich ein Taugenichts bin, so werde ich in die Welt gehen und mein Glück machen», sagt sich der Müllerssohn, nachdem er von seinem Vater wegen seiner Untätigkeit aus dem Hause gewiesen wurde. Der junge Mann nimmt also seine Geige und verlässt sein Dorf ohne ein Ziel vor Augen zu haben. So beginnt die Novelle «Aus dem Leben eines Taugenichts» (1822/1823) des Lyrikers und Schriftstellers Joseph von Eichendorff (1788-1857), die vielen als Höhepunkt und Abschluss der deutschen Romantik gilt.
Diese mit feinem Humor gespickte fabulöse Erzählung wurde im Rahmen der Baselbieter Konzerte im letzten Konzert der Saison in der Stadtkirche Liestal vom österreichischen Schauspieler Wolfram Berger vorgelesen. Zusätzlich aufgelockert wurde die Lesung durch regelmässige musikalische Einschübe seitens des «Passion des Cuivres», ein auf historische Musikpraxis spezialisiertes Bläserquintett, das sich darum bemüht, die Musik der Romantik auf Instrumenten der Zeit wieder aufleben zu lassen.
Dabei erwies sich von Eichendorffs Novelle über den Taugenichts, der bei seiner Wanderschaft ins sonnige Italien einer wunderschönen, für ihn unerreichbar scheinenden Frau begegnet, in die er sich rasenden verliebt und die er schliesslich nach vielen Irrungen und Wirrungen glücklich in den Stand der Ehe führen kann, als gute Wahl. Immer wieder tauchen in der Erzählung, die von Wolfram Berger mit einer gelungene Mischung von gepflegter Aussprache und einem zarten Schuss Schnoddrigkeit vorgetragen wurde, Bezüge zur Musik auf. Wiederholt singt der Taugenichts ein Lied oder spielt auf seiner Geige, mal spielt der Kutscher, der den Helden in den Süden fährt, das Posthorn, mal tauchen Spielleute auf, die ein lustiges Liedchen musizieren. All diese Textstellen boten dem Ensemble Passion des Cuivres Anknüpfungspunkte, um mit Verve Werke von Felix Mendelssohn und dessen Gattin Fanny Hensel-Mendelssohn, von Hugo Wolf, Friedrich Theodor Fröhlich, Albert Sullivan und Ludwig Wilhelm Maurer vorzutragen.
Neben den beiden von Robert Vanryne und Fruzsina Hara gespielten Kornetten, der von Bernhard Meier geblasenen Posaune und dem von Steffen Launer intonierten Horn faszinierte dabei am meisten die von Erhard Schwartz gespielte Ophikleide, ein Blechblasinstrument mit Kesselmundstück, das allerdings nicht mit Ventilen sondern mit Klappen ähnlich dem Saxophon bestückt ist. Das Anfangs des 19. Jahrhunderts erfundene Instrument war vor allem in Italien, Frankreich und Grossbritannien im Gebrauch und wurde später durch die effizientere Ventiltuba verdrängt. Wenn auch die Ophikleide in Folge seiner unpräzisen Intonation dem Interpreten gelegentlich Probleme bereitete, vermochte sich das Instrument dennoch dank der deutlichen Ansprache der Töne ausgezeichnet in den Gesamtklang des Ensembles einzufügen und so die Transparenz der Musik zu erhöhen.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung