Mit umwerfendem Charme und humorvoller Koketterie
In einem Benefizkonzert zugunsten der Wärmestube «Soup&Chill» interpretierte die Opernsängerin Maya Boog alte deutsche Schlager voller Witz und Humor.
Dass die gegenwärtige Krise nicht nur aus unpersönlichen, statistische Zahlen besteht, die in den Medien herumgeboten werden, bekommen zuvorderst karitative Institutionen zu spüren wie die Wärmestube «Soup&Chill» neben dem Ausgang der Bahnhof-Passerelle im Basler Gundeldinger Quartier. Beherbergte die vom Verein für Gassenarbeit «Schwarzer Peter» im Dezember 2006 eröffnete, momentan provisorisch in einem Container untergebrachte Institution im ersten Jahr ihres Bestehens noch bis zu 30 Randständige täglich, ist die Zahl in den vergangenen Monaten auf gegen 70 hochgeschnellt. Gemäss der Präsidentin des Schwarzen Peters Claudia Adrario de Roche sei dies vor allem auf Arbeitslose zurückzuführen, die ihre Stelle verloren hätten und die hofften, bald wieder einen neuen Job zu ergattern und den Gang zum Sozialamt vermeiden zu können. Häufig hätten die Leute bis zu Öffnung des Containers um 16 Uhr noch gar nichts gegessen und seien froh um einen wärmenden Teller Suppe.
Im Laufe der Jahre hatte sich der intensiv von der Öffentlichkeit frequentierte Centralbahnplatz vor dem Basler SBB-Bahnhof zum Treffpunkt randständiger Menschen wie Obdachlose, Alkoholabhängige und Jugendliche der Punkszene oder rechtsorientierter Gruppierungen entwickelt. Da das Zusammentreffen solch unterschiedlicher Gruppen regelmässig zu Störungen und Konflikten mit gelegentlich aggressiven Auseinandersetzungen führte und die Randständigen im Winter warme und geschützte Orte im Bahnhof aufsuchten, eröffnete der Verein Schwarzer Peter 2006 die Wärmestube «Soup&Chill», um diesen bedürftigen Menschen in den kalten Wintermonaten zwischen 16 und 21 Uhr eine warme Bleibe in der Nähe des Bahnhofs zu bieten. Neben den SBB, die aus naheliegenden Gründen ein Interesse am Funktionieren dieses Etablissement hat, wird «Soup&Chill» vom Kanton Basel Stadt momentan mit Fr. 30′000.- unterstütz (über eine Erhöhung diese Betrags wird momentan im Basler Grossen Rat diskutiert), den gewaltigen Rest der Betriebskosten muss sich der Schwarze Peter bei Privaten und Firmen zusammenbetteln.
Eine eher erfreuliche Methode der Geldbeschaffung hat der Verein mit einem Benefizkonzert beschritten, in dem die Opernsängerin Maya Boog begleitet vom Pianisten Thomas Rabenschlag alte deutsche Schlager sang. Die Sängerin, die vor ein paar Wochen in der Opernproduktion des Schweizer Fernsehens «La Bohéme im Hochhaus» von Giacomo Puccini in der Rolle der Mimi brillierte, hatte sich spontan zu diesem Konzert bereit erklärt. Sie fühle sich, so erklärte Maya Boog, als vom Schicksal privilegierte, erfolgreiche Künstlerin verpflichtet, Solidarität zu üben mit Menschen, die in ihrem Leben weniger Glück hatten wie sie und am unteren Rand der Gesellschaft ein tristes Dasein fristen müssten.
Dass die Sängerin nicht nur eine hervorrage Opernsängerin ist, sondern auch hinreissend Schlager zum Besten zu geben versteht, bewies sie mit ihrem Konzert im Container von «Soup&Chill». Unter Verzicht von unangemessenem Opernpathos sang sie Schlager-Klassiker wie «Kann den Liebe Sünde sein?», «Irgend wo auf der Welt gibt’s ein wenig Glück», «Ich weiss, es wird einmal ein Wunder geschehen» oder «Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt» in der Tradition einer Marlene Dietrich oder einer Zarah Leander. Die Herzen des Publikums aber gewann Maya Boog vor allem mit sprühenden Songs voller Humor wie «So ein Mann!», «Ich bin verrückt nach jedem Pianisten» oder «Die Kleptomanin», die sie mit solch umwerfendem Charme und humorvoller Koketterie vortrug, dass sei mit befreienden Lachsalven und Begeisterungsstürmen belohnt wurde.
Wieviel Geld das freigiebige Publikum am Ende des Konzerts für das Projekt «Soup&Chill» gespendet hat, konnte zwar nicht genau eruiert werden, das Häuflein Banknoten aber, das sich auf der Theke der Wärmestube auftürmte, war beachtlich.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung