Heiteres Spektakel
Im 4. Schlusskonzert der Hochschule für Musik Basel zeigten junge Tonsetzer, was sie im Kompositionsunterricht gelernt hatten.
«Goal» dröhnte es durch den Saal und das Publikum brach in tobenden Applaus aus. Nein, nicht im Soccer City Stadion von Johannesburg oder in einem der zahlreichen Public Viewings der Region geriet das Publikum dermassen aus dem Häuschen, im ehrwürdigen Grossen Saal der Musik-Akademie Basel fand dieser Gefühlsausbruch statt. Unter der Leitung von Jürg Henneberger brillant interpretiert vom Ensemble Phoenix Basel gelangten an diesem Abend Werke junger Komponisten zur Aufführung, die an diesem 4. Schlusskonzert der Hochschule für Musik Basel zeigten, was sie in den Kompositionsklassen gelernt hatten.
Der letzte dieser sieben frischgebackenen Tonsetzter war Christophe Schiess (1974) aus der Klasse von Georg Friedrich Haas, der mit der Uraufführung seines Werks «Empreintes de temps» für elf Instrumente ziemlich abräumte. Gespickt mit Stilzitaten vergangener Zeiten (Gustav Mahler winkte aus der Ferne) bewegte sich Schiess zwischen Atonalität und neuer Einfachheit. Die Krönung allerdings bildete der dritte Satz «2-0», in dem auf einer Leinwand hinter dem Ensemble der über 26 Pässe verlaufende, taktische Aufbau des zweiten Tores von Argentinien gegen Sebien-Montenegro an der WM 2006 gezeigt wurde. Nach mehreren vergeblichen, grosse Heiterkeit auslösenden Versuchen gelang es dem Phoenix Ensemble schliesslich doch noch, das Video filmmusikalisch treffend zu untermalen, was den oben erwähnten Gaudi auslöste.
Mit weniger Hang zum Spektakel aber nicht minder beeindruckend überzeugte da die Uraufführung von «Efimera» für Streichquintett, Perkussion und Video des Japanischen Komponisten Keitaro Takahashi aus der Kompositionsklasse von Erik Oña. Abwechslungsreich nutzte er in seinem Werk die modernen Spielmöglichkeiten der Streichinstrumente, um klug computeranimierte, fast impressionistisch ineinander fliessende Videobilder zu kommentieren.
An die Grenze des in pucto Lautstärke Erträglichen wiederum ging Anreas Kerstin mit seiner spannungsreichen Komposition «cyrabyb» für Tenorsaxophon und Horn mit Lofi-Elektronik, während andere wie Teresa Carrasco Garcia oder Olga Bochikhina der Gefahr der spannungslosen Aneinanderreihung von Klischees nicht immer ganz zu entgehen vermochten. Diese Gefahr konnte die Lettin Anita Mieze mit ihrer Komposition «Stone» für Ensemble vermeiden, wirkte dieses Werk doch ungemein energiegeladen mit seiner laufend an und abschwellenden Dynamik. Nicht minder packend schliesslich Matthias S. Krüger mit «Des traces lumineuses» für Fagott, Klavier Streichtrio und Kontrabass, wo alles ununterbrochen in Bewegung war, die anfänglich fast polyphon verzahnten Stimmen schliesslich in von wechselnden Trillern dominierten Klangflächen ausuferten.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung