East meets West
Stimmen 2011 / Das auf Alte Musik spezialisierte Instrumentaltrio Constantinople und der Chor Barbara Furtuna interpretierten traditionelle Musik ihrer Heimat.
Mit zärtlich auf die Felle verschiedener Schlaginstrumente gepulsten Beats stieg das Ensemble Constantinople ein in sein Konzert, das im Rahmen des Festivals Stimmen 2011 im malerischen Rosenfelspark von Lörrach über die Freilichtbühne ging. Mit silbrig hell gezupften Tongirlanden gesellte sich eine persische Langhalslaute Setar dazu, die wenig später durch expressiv gestrichene Klangfarben auf einer Viola da gamba ergänzt wurde. In sanftem Wiegen schritt das Trio voran, bis schliesslich die vier Sänger des Ensemble Barbara Furtuna ihre stahlkräftigen Stimmen erhoben, um mit schlicht gestalteter Diktion das alte korsische Lied aus dem 13. Jahrhundert «Maria le sette spade, louange à la Vierge des douleurs» anzustimmen.
Zu einem weiteren Projekt East meets West gewissermassen hatte das Festival Stimmen an diesem Abend in Lörrach eingeladen: Auf der einen Seite das in Montreal beheimatete Ensemble Constantinople der persischen Brüder Kiya und Ziya Tabassian sowie dem Gambisten Elin Soderstrom, ein Trio das sich sowohl auf die Interpretation alter europäischer Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisiert hat, das sich aber auch mit der Musiktradition des Nahen und Mittleren Ostens sowie der persischen Heimat der beiden Brüder Tabassian auseinander setzt. Auf der anderen Seite das Vokalquartett Barbara Furtuna, das sich auf die Interpretation der typischen, alten Gesänge ihrer Heimatinsel Korsika konzentriert.
Vielsagende Titel wie «Suda Sangue», «Lamento di Tristan» oder «Ad Amore» waren da zu hören. Im Besonderen die schlichte Mehrstimmigkeit dieser Gesänge beeindruckte, die im Unterschied zum ‚klassischen’ Chorgesang mit ihren komplexeren Stimmbewegungen meist sowohl bezüglich Rhythmus als auch der Diktion des Textes einheitlicher ausgestaltet wird. Dies ermöglicht es den Sängern, die sinnliche Schönheit der dem Italienischen verwandten Sprache ihrer Korsischen Heimat ausdrucksstark zu konturieren. Dabei spielte die perfekte Reinheit der Stimmen eine eher untergeordnete Rolle, Farbigkeit im Timbre und Ausdruck im Gesang standen da zu Oberst bei der Wiedergabe dieser alten Gesänge. Oft begleitete der Chor auch melodiöse Sologesänge ihrer Kollegen und der Hauptsänger des Quartetts Jean Pierre Marchetti griff nicht selten zur Gitarre, um gemeinsam mit dem Trio Constantinople sowohl den Chor als auch von im selber interpretierte Sololieder zu begleiten.
Sehr überzeugend aber auch das Trio Constantinople mit Kiya Tabassian, der nicht nur virtuos die Langhalslaute Setar zu spielen verstand. Wiederholt interpretierte er auch Lieder aus seiner Heimat Persien und nicht selten sang er gemeinsam mit Marchetti wie im «Malaek - Silenzio profundo», in dem ein arabisches Gedicht von Hafez Verwendung fand. Für das sinnliche Moment des Trios wiederum war Pierre-Yves Martel mit seiner Viola da Gamba zuständig, wären der Dritte im Bunde Ziya Tabassian auf seinen verschiedenen Perkussionsinstrumenten nicht nur dezent zu begleiten verstand. Wiederholt drehte er auch mit Drive auf, so dass die Musik von Constantinople mit pulsender Energie vorantrieb.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung