Swingende Tänze aus dem Barock
Das Ensemble Luceram interpretierte hinreissende Tänze des Barocks aus dem absolutistischen Frankreich des 18. Jahrhunderts.
«Der Tanz ist die Seele der französischen Musik» meine die französische Violinistin Hélène Schmitt, als sie gemeinsam mit dem von ihr geleiteten Ensemble Luceram im Rahmen der Baselbieter Konzerte in der Stadtkirche Liestal ein Konzert gab. Wie wahr diese Aussage ist, konnte man an Hand des ersten gespielten Werks dieses erbaulichen Abends mustergültig erfahren: «Les Charactères de la Danse» lautet der Titel dieser Fantasie D-Dur, die 1715 vom französischen Violinisten und Komponisten Jean-Féry Rebel (1666-1747) zu Papier gebracht worden war.
Dabei handelte es sich um ein hinreissendes, rund zehnminütiges Potpourri von typischen Tänzen der Barockzeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Frankreich. Neben der mässig schnellen Courante hatte da Rebel ein bedächtiges Menuett, eine lebhafte Bourrée, eine gravitätische Chaconne, eine rasante Gavotte, eine getragene Sarabande, eine lebhafte Gigue, eine gemächliche Musette und einige Tanzformen mehr zu einem bunten Bouquet irisierender kleiner Musikgemmen zusammengefasst, das vom Ensemble Luceram zum Schillern gebracht wurde.
Plastisch und präzise zugleich interpretierte das Ensemble dieses bezaubernde kleine Werk, das bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Pariser Gesellschaft begeistert hatte. Dies war nicht zu letzt das Verdienst der Leiterin Hélène Schmitt, die unter anderem an der Schola Cantorum Basiliensis neben der Kunst des Generalbassspiels die historisch Aufführungspraxis auf der Barockvioline erlernt hat. Neben der nicht minder souverän wirkenden 2. Violinistin Isabelle Lucas waren es vor allem die beiden Barockoboisten Patrick Beaugiraud und Jean-Marc Philippe, die durch ihre gelungene Mischung von klangsinnlicher Ausdruckskraft und gestochen scharf konturierter Klarheit im Spiel begeisterten. Andreas Linos an der Gambe wiederum bewies nicht nur im Ensemblespiel sondern auch mit der abgeklärte Interpretation einer «Pièce de Viole» von François Couperin (1668-1733), dass er auch als Solist zu überzeugen vermag. Für den soliden harmonischen Boden des Generalbasses schliesslich waren Eric Belocq an der Theorbe und François Cuerrier am Cembalo zuständig.
Neben dem nicht minder packend gespielten «Tombeau de Monsieur Lully» von Jean-Féry Rebel und der ersten «Ordre des Nations» von François Couperin stand noch die Sonate d-Moll für Violine und Generalbass der einzigen etablierten Komponistin des Barocks Elisabeth Jacquet de la Guerre (1665-1729) auf dem Programm, ein Werk, das in puncto Eleganz und Esprit mindesten so zu überzeugen vermochte wie die ihrer männlichen Kollegen.
Mit der als letztes interpretierten vierten «Ordre des Nations: La Piémontoise» von François Couperin aus dem Jahre 1724 trat das Ensemble Luceram einen weitern Beweis an, dass der Swing nicht erst im Amerika des 20. Jahrhunderts erfunden wurde.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung