Auf Samt fallende Perlen
Bischofshof Basel – Der auf historische Tasteninstrumente spezialisierte Pianist Kristian Bezuidenhout interpretierte Werke von Wolfgang Amadeus Mozart.
Der Vergleich mit einem Fluss scheint nicht ganz abwegig: Mal sprudelten bei der Interpretation der Sonate G-Dur KV 283 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) die Töne aus den Fingern des Pianisten Kristian Bezuidenhout wie ein überschäumender Gebirgsbach, dann wiederum war das Spiel des Solisten bedächtig wie ein ruhig mäandrierender Fluss, der wenig später mit tosenden Kaskaden eine Klippe herabstürzt um darauf in einem breiten Strom in die Ebene zu fluten. Im Rahmen der «Cembalomusik in der Stadt Basel» CIS fand dieses musikalischen Naturschauspiel im Münstersaal des Bischofshofes neben dem Basler Münster statt.
Dass der 1979 in Südafrika geborenen Bezuidenhout an diesem Abend ausschliesslich Klaviermusik von Mozart spielte, war kein Zufall, ist der Pianist doch momentan damit beschäftigt, für die Plattenfirma Harmonia mundi auf zehn CDs eine Serie mit Solowerken für Tasteninstrumente des grossen Wiener Komponisten einzuspielen. Gerade mal 32 Jahre alt hat Bezuidenhout, der übrigens an der Schola Cantorum Cantorum Basiliensis eine Gastdozentur inne hat, mit seinen Klavierkünsten auf historischen Tasteninstrumenten wie Cembalo oder Hammerklavier schon viele internationale Erfolge gefeiert. Im Besonderen als Mozart-Interpret hat sich der Pianist in der Szene für historische orientierte Musikpraxis grossen Respekt verschafft.
Diesem Ruf als Mozart-Spezialist wurde Kristian Bezuidenhout bei seinem Konzert im schönen Münstersaal mit seinen pittoresken alten Wandgemälden umfänglich gerecht. So beispielsweise im 1782 in Wien komponierten Klavierwerk «Praeludium und Fuge» C-Dur KV 394, das nach den einführenden Worten des Pianisten in einer Zeit geschrieben wurde, in der sich Mozart intensiv mit der Musik von Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach auseinander setzte. Unter gelegentlichem Überkreuzen der Arme zauberte Bezuidenhout im Präludium zart gewobene Arpeggiengirlanden, die wiederholt von kantig gestalteten Akkordketten durchbrochen wurden. Mehr noch in der anschliessend interpretierten Fuge machte sich der Einfluss von Bach bemerkbar, wenngleich unüberhörbar Mozart wesentlich freier mit dem Tonmaterial umging als sein grosser Vorgänger. Sensibel liess der Pianist beim Spiel dieses kontrapunktischen Meisterwerks das eigenwillige Thema immer wieder aus der Flut der Begleitstimmen herausleuchten.
Unbedingte Erwähnung verdient hier noch, dass Kristian Bezuidenhout auf einem Fortepiano von Christoph Kern spielte, das dieser 2007 nach einer Vorlage des Wiener Instrumentenbauers Anton Walter konzipiert hatte. Silbrig-hell in der Höhe, farbig in der Mittellage und sonor in der Tiefe kam dieses Instrument der Vitalität in Mozarts Musik sehr entgegen. Und wenn der Pianist den Dämpfer betätigte, klangen die Töne dieses Pianofortes wie Perlen, die auf weichen Samt fallen.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung