Mehr als nur Puppentheater
Basler Marionetten Theater - Die vierte Biennale «Figurentheater bewegt!» taucht ein in die fantastische Welt der Schweizer Sagen, Märchen und Mythen.
Es ist noch nicht sehr lange her, da beschränkte sich das Puppentheater auf das klassische Käsperli-Theater und auf Marionetten, die mit Hilfe von Fäden bewegt werden. In den vergangenen Jahren allerdings entwickelte sich dieses Genre unter Einbezug unterschiedlichster Materialien und Objekten, die schier unbegrenzt viele neue darstellerische Möglichkeiten eröffnen, weiter zum sogenannt Figurentheater, das nicht nur Kinder sonder oft auch dezidiert Erwachsene anspricht. In den meisten grossen Deutschweizer Städten haben sich in den vergangenen Jahren Häuser etabliert, in denen diese Theaterform gepflegt wird. Um diese Theaterhäuser dem Publikum in der Schweiz besser bekannt zu machen, stellten diese unter dem Motto «Von hier nach dort - Figurentheater bewegt» 2005 ein Festival auf die Beine. Wie schon in den Jahren 2007 und 2009 planen die beteiligten Figurentheater Basler Marionetten Theater, Berner Puppen Theater, Figurentheater St. Gallen, Theater Stadelhofen Zürich und Winterthurer Theater diese Biennale auch im Januar und Februar 2012 zum vierten Mal durchführen. Schweizer Sagen, Märchen und Mythen haben sich die fünf Häuser als Sujet für diesen Event ausgewählt, Stoffe, die ihres Alters zum Trotz über zeitlose Aktualität verfügen, die ungeachtet ihrer regionalen Ausprägung weltweite Gütigkeit haben und in den unterschiedlichsten Varianten universal bei allen Völkern und Kulturen dieser Erde anzutreffen sind. Acht freie Gruppen wurden ausgewählt, sich in ihren Inszenierungen mit diesen Stoffen zwischen Fantasie und Realität auseinander zu setzten und sie mit ihren Möglichkeiten vom klassischen Spiel im Guckkasten hin bis zum Materialtheater darzustellen.
Fünf dieser Produktionen, die alle im Basler Marionetten Theater am Münsterplatz 8 in Basel aufgeführt werden, sind in erster Linie für Kinder gedacht. Das Figurentheater Felucca aus Basel versetzt in seinem Stück «Jutzihubel» die zwirblige Zoë aus der Stadt in die Sommerferien auf der Alb bei ihrer Tante, wo sie in der ihr unbekannten Bergwelt aufreibende Abenteuer bestehen muss. Das Figurentheater Therese Bachmann aus Zürich wiederum widmet sich ihn seinem Stück «Die weisse Katze» einem verkannten Königssohn, der seinen eigenen Weg geht und sich so gegen seine beiden älteren Brüder durchsetzt und König wird. Die Winterthurer Marionetten dagegen haben den Musiktüftler und Klarinettist Martin Schumacher gewonnen, um im Stück «Flurina» das Engagement eines Bauernmädchens für einen kleinen Wildvogel gebührend mit Musik zu untermalen. Neben dem Figurentheater Claudine Kölbener aus dem Appenzell mit «S’Häxewäldli» beschäftigt sich die Gruppe Fährbetrieb aus Herisau im «Das Sonnenschloss» mit einem Tessiner Märchen, in dem der kleine Vittorio seine geliebte Prinzessin Aurelia auf abenteuerlichen Wegen aus der Gewalt eines Ungeheuers befreien muss.
Abgerundet wird das Festival «Figurentheater bewegt!» durch drei Produktionen für Erwachsene: Das Theater samt & Sonders aus Winterthur begibt sich in seinem Stück «Und eh du dich’s versiehst…» mit Herrn Zürcher in eine bizarre Gaststube, in der nichts ist wie es scheint. In der Produktion «Stock und Sein» des Theaters XL aus Basel wiederum zwingt ein Unwetter einen wohlhabenden Bürger in einen Unterschlupf, in dem er an eine hinterhältige Diebin gerät. Das Theater Spalanzani aus Thurgau schliesslich beschäftigt sich im Stück «Kaspartout» mit der Frage, was passiert, wenn der faule, egoistische, nur mit seinem Bauch denkende Kasper in die Politik geht.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung