Mehr als nur zweitklassigen Blues
Mit dem erfolgreichen Konzert des US-amerikanischen Bluesmusiker Paul Oscher beweis die Konzertorganisation Blues now!, dass sie auch das Volkshaus Basel zu füllen vermag.
Als der Verein Blues Now! vor rund zwei Jahren seine Konzertreihe im Basler Sudhaus Warteck startete, war nicht ganz sicher, ob das Konzept, gute aber relativ unbekannte Bluesmusiker aus den USA nach Basel zu holen, von Erfolg gekrönt sein würde. Unterschwellig stand da der Verdacht im Raum, dass es sich bei solch unbekannten Musikern mit nicht so hohen Gagen wohl nur um Acts der zweiten Garnitur handeln dürfte. Wie unbegründet dieser Verdacht war, bewies nicht nur die kontinuierlich wachsende Zahl der Bluesfans, die in die von Blues now! organisierten Konzerte im Sudhaus strömten, auch das hohe Niveau der Musiker und Bands zerstreuten schnell solche Bedenken.
Nun hat der Erfolg Blues now! eingeholt, platzen doch die Konzerte im Sudhaus in Folge des ansteigenden Zustroms aus allen Nähten, so dass der Verein gezwungen war, sich nach einem neuen Domizil umzusehen. Die Wahl fiel auf das Volkshaus Basel, ein verständlicher Entscheid, den man allerdings nicht ohne Wehmut zu Kenntnis nahm, hatte doch das ehemalige Brauhaus eine anheimelnde Atmosphäre, die gut zum Blues passte.
Wie auch immer war das erste Konzert von Blues now am neuen Ort im Konzertsaal des Volkshauses ein voller Erfolg, spielte doch der Solo-Perfomer dieses Abends, der 1950 in New York geborene Bluessänger, Songwriter und Multi-Instrumentalist Paul Oscher bis auf ein paar wenigen Plätzen vor vollen Rängen Der Besuch dieses Konzerts jedenfalls lohnte sich, ist doch Oscher einer der letzten Musiker, der quasi Brückenfunktion in eine Epoche hat, wo der Blues ein goldenes Zeitalter erlebte. Mit niemand geringerem als mit dem grossen Muddy Waters hat der Mann zusammen gespielt und ist mit weiteren Blues-Giganten wie John Lee Hooker, T-Bone Walker, Big Joe Turner, Big Mama Thornton, Otis Spann und Buddy Guy auf der Bühne gestanden.
Nachdem der Präsident des Vereins Blues now! Patrick Kaiser den Musiker Paul Oscher mit ausgiebigen Worten, die man auch im verteilten Infoblatt nachlesen konnte, vorgestellt hatte, stieg der Sänger mit seinem Slowblues «Ida Mea» in den ersten Set des Konzerts ein. Von einem unaufdringlichen Puls einer Rhythmusmaschine begleitet, legte der Musiker ein mit warmem Ton gezupftes und geschlagenes Bett auf seiner halbakustischen Gitarre, mit der er seine strahlkräftige, ausdruckstarke Stimme beleitete. Sich selber auf seiner Gitarre begleitend, interpretierte Oscher anschliessend noch ein glutvoll gespieltes Solo auf einer auf einem Gestell montierten Bluesharp.
Dass Paul Oscher die Gitarre nicht nur mit warmen Ton zu spielen versteht sondern auch ganz gehörig mit zupackend scharfem Sound singen lassen kann, bewies er in Tunes wie etwas der Freddy King-Klassiker «Hideaway», der streckenweise klang, als ob eine mehrköpfige Band auf der Bühne stehen würde. Nicht zuletzt vermochte der Musiker aber auch durch kleine, vergnügliche Showeinlagen zu begeistern wie etwa seine artistischen Kunststückchen auf seiner Bluesharp, die er beispielsweise vor seinem Mund drehte währen er spielte oder der er mit einer WC-Rolle davor extrem gezogenen Töne entlockte, die dem gespielten Blues gut anstanden. Letztlich aber sind sein Jahrzehnte lang erarbeitetes Können und die immense Erfahrung dafür verantwortlich, dass Paul Oscher nicht zu den Unbekannten sondern zur Spitze der Super League der Bluesszene gerechnet werden muss.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung